27.04.2023

"Grenzen der Ehrenamtlichkeit aufgezeigt"

Stefan Wimmel ist bei den Kleinen Riesen kein Unbekannter. Er ist Gründungsmitglied, war von Beginn an Vorstandsmitglied und ehrenamtlich geschäftsführender Gesellschafter. Nun hat er die ehrenamtliche Seite verlassen und ist seit Januar 2023 als geschäftsführender Gesellschafter neben Dr. Thomas Voelker und der ehrenamtlichen Gesellschafterin Prof. Dr. Michaela Nathrath tätig. Im Interview verrät der 54-Jährige die Gründe für den Seitenwechsel.

Herr Wimmel, wie haben Sie sich eingelebt?

Nach drei Monaten behaupte ich, dass ich jetzt angekommen bin. Ich kannte zwar die Kleinen Riesen aus der Geschäftsführungsrunde, aber das Team bei ihrer täglichen Arbeit mit den schwerstkranken Kindern und Jugendlichen zu erleben, ist was ganz anderes. Auch in meinen Bereich Finanzen und Management, den ich nun auch operativ gestalte, bin ich voll angekommen.

Was war die größte Umstellung?

Ehrlich?

Ja bitte!

Morgens um 6:36 Uhr in den Zug Richtung Kassel einzusteigen. In meiner früheren beruflichen Tätigkeit habe ich viel später angefangen zu arbeiten. Obwohl ich in Gleitzeit arbeiten könnte, möchte ich früh in unseren Büroräumen sein.

Warum tun Sie das?

Ich probiere gern Neues aus. Außerdem fügt es sich zu Hause in unseren morgendlichen Ablauf so sehr gut ein.

Wo haben Sie vorher gearbeitet?

Ich bin Betriebswirt. Ich habe vor Jahren Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Finanzwesen/Controlling an der damaligen Gesamthochschule Kassel studiert. Danach habe ich im Controlling in den Kreiskliniken gearbeitet. Dort habe ich die Basis gelernt. Es folgten die Aufgaben bei der Gesundheit Nordhessen Holding als Referent des Vorstands, Zentralbereichsleiter Controlling (kaufmännisch und medizinisch), Leiter Geschäftsbereich Telemedizin und schließlich als Mitglied des erweiterten Vorstands. Mit 50 Jahren habe ich mir gedacht, das kann noch nicht alles gewesen sein. Ich wechselte zu einem Start-up in Hannover und wollte meine Vision der Telemedizin weiter vorantreiben. Jedoch war das Pendeln nach Hannover sehr zeitaufwendig. Deshalb entschloss ich mich bei einer großen Radiologie in Fritzlar anzufangen. Dort habe ich in den vergangenen dreieinhalb Jahren die Vernetzung der Telemedizin mit Kliniken ausgebaut und war als kaufmännischer Leiter tätig.
Und nun bin ich bei den Kleinen Riesen.

Warum sind sie diesen Schritt gegangen?

Es gibt für mich drei Gründe.
Erstens: Wir bauen das Kleine Riesen Haus. Als ehrenamtlicher Gesellschafter und vorher als Vorstand hat es mir die Grenzen der Ehrenamtlichkeit aufgezeigt. Ein Haus baut sich nicht nebenbei.
Zweitens: Die Professionalisierung zur gGmbH hat aus kaufmännischer Sicht diesen Schritt erforderlich gemacht.
Drittens: Mich hat als Kaufmann die Herausforderung gereizt, in einem Nonprofit-Unternehmen zu arbeiten. Nun geht es für mich nicht mehr um Gewinnmaximierung, sondern Gewinnorientierung.

Was zeichnet Sie als Mensch aus?

Ich bin zuverlässig. Ebenso kann ich mich gut in Situationen hineindenken und gut vermitteln. Außerdem arbeite ich gerne im Team.

Wo sehen Sie die Kleinen Riesen in fünf Jahren?

Ich kann nicht die Welt retten, aber ich möchte in meiner Region, in der ich lebe, etwas Hilfreiches für Familien mit ihren schwerstkranken Kindern schaffen. Ich möchte also in den kommenden Jahren sehen, wie die ersten Familien ins Kleine Riesen Haus einziehen. Für die Zukunft habe ich noch viele Ideen und Vision, mal schauen, was noch passiert!

Das Interview führte Katharina Griesel

© 2022 Kleine Riesen Nordhessen gGmbH