Als Botschafter für die „Kleinen Riesen Nordhessen“ hat Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber während eines Praktikumstags ein ambulantes Kinder-Palliativ-Team begleitet. Dorthin, wo es in der letzten Lebensphase oft um ganz existenzielle Fragen für die jungen Patienten und ihre Familien geht.
Keine Kameras, keine Mikrofone, keine Presse: Der Praktikumstag des Bischofs bei den „Kleinen Riesen Nordhessen“ ist kein Medientermin. Michael Gerber möchte den Alltag des Kinder-Palliativ-Teams ganz authentisch kennen lernen, ohne den Ablauf zu stören. Deshalb geht er einfach mit. „Ganz wichtig war mir, dass die Familien meinem Besuch im Vorfeld zugestimmt haben“, betont er.
Der Bericht über den Besuch, er entsteht erst anschließend: Bei der Nachbesprechung im Bischofshaus reflektieren Bischof Gerber sowie Kinderärztin Dr. Andrea Aschenbrenner und Kinderkrankenschwester Birgit Mehling vom Kinder-Palliativ-Team, was sie an diesem Tag erlebt haben.
Dienstbesprechung
Der Praktikumstag beginnt für den Bischof in einem schlichten Bürogebäude am Bahnhof in Fulda: In der wöchentlichen Dienstbesprechung tauschen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Palliativ-Teams aus: Was gibt es Neues, worauf müssen wir besonders achten, welche Herausforderungen liegen an? „Das Team aus verschiedenen fachlichen Perspektiven auf die Familien und achten sehr genau darauf, was die Familien gut selbst leisten können und wo konkrete Unterstützung gebraucht wird“, fasst Bischof Gerber seinen Eindruck später zusammen.
Das Team besteht insgesamt aus vier Ärztinnen und Ärzten, fünf Pflegekräften sowie einer psychologischen Beraterin und einer Sozialpädagogin. Hinzu kommen die medizinische und die Pflegeleitung. „Es ist wichtig, dass das Team auf vielen Beinen steht“, sagt Kinderärztin Dr. Andrea Aschenbrenner: Neben der multiprofessionellen Perspektive gewährleistet das schließlich auch einen 24-Stunden Rufdienst.
Gemeinsam mit Kinderärztin Dr. Andrea Aschenbrenner und Kinderkrankenschwester Birgit Mehling macht Bischof Gerber sich dann auf den Weg: Hausbesuche in den Familien liegen an. Es werden ganz unterschiedliche Besuche sein. Familien mit einer je eigenen Geschichte, einem individuellen Schicksal und Patienten unterschiedlichen Alters warten auf das ambulante Palliativ-Team und seinen Begleiter.
Netz von Hilfen
Der Bischof hält sich zurück, schaut, hört und fühlt, wie die Versorgung funktioniert. Die Kinderkrankenschwester und die Ärztin, sie haben nicht nur die Patienten und deren körperliche Symptome im Blick. Klar, es gibt Mittel zur Linderung von Schmerzen und Tipps von erfahrenen Pflegekräften für die Familie. Aber die Teams der „Kleinen Riesen“ leisten deutlich mehr.
„Wir spannen ein Netz um die Kinder und ihre Familien“, berichtet Kinderkrankenschwester Birgit Mehler. Behördengänge, Anträge und Fristen zum Beispiel: Für so etwas hat eine Familie keinen Kopf, wenn ein Kind zu Hause stirbt. Hier springt das Team der „Kleinen Riesen“ ein und vermittelt Hilfen und Angebote.
Spiritual Care
Auch die Familie, die Paarbeziehung der Eltern, die Geschwisterkinder sowie soziale, psychologische und – wenn gewünscht – auch seelsorgerische Aspekte haben die Helfer im Blick. Nach dem ganzheitlichen „Spiritual Care“-Konzept spielt auch die Spiritualität in der Palliativ-Pflege eine große Rolle. Ein Podiumsgespräch in der Katholische Akademie des Bistums Fulda sollte das am Abend vertiefen. Weil aber Referenten krankheitsbedingt absagen mussten, wir der Gesprächsabend im Oktober nachgeholt.
Gemeinsame Aufgabe
Alles in allem habe die Arbeit der Palliativ-Teams sehr viele seelsorgerische Ansätze, stellt Bischof Gerber fest. „Kirche findet nicht nur da statt, wo Kirche draufsteht, sondern dort, wo Menschen im Geist Jesu handeln“, betont er, dass „Seelsorge eine Aufgabe des ganzen Volkes Gottes ist“.
Eine Familie hat sich aber auch unter dem seelsorgerischen Aspekt ganz besonders über den Besuch des Bischofs gefreut und ihn um den Segen gebeten. Anschließend wollte man mit dem Smartphone gerne auch noch ein gemeinsames Foto machen. Bischof Gerber kam beiden Wünschen gerne nach.
Text und Foto Gespräch: Bischöfliche Pressestelle Fulda/Burkard Beintken