Es ist das erste Weihnachtsfest ohne ihren geliebten jüngsten Sohn. Mutter Julia weiß nicht, wie sie die bevorstehenden Feiertage verkraftet, welche Emotionen sie überrollen. Sie weiß nur: „Es wird nie wieder ein so fröhliches Fest, wie es mal war.“
Am 4. September 2015 starb der kleine Fynn Elias mit 16 Monaten an Krebs. Lange Zeit hatte die Familie immer wieder Hoffnung gehabt, dass, nachdem der bösartige Weichteiltumor im Brustkorb im Klinikum Kassel in einer fünfstündigen OP entfernt worden war und MRT- und Ultraschalluntersuchungen unauffällig waren, ihr kleiner Schatz geheilt ist. „Die Zeit mit ihm zu Hause war schön und besonders. Fynn hat sich so wohl bei seinen Eltern und Geschwistern gefühlt; er hat viel gelacht und war ein Sonnenschein. Er konnte schon ‚Mama‘ und ‚Papa‘ rufen und drei Schritte alleine tippeln“, erinnert sich die 25-jährige Mutter mit einem Leuchten in den Augen. Man sieht Julia Hofer die Verzweiflung und Erschöpfung an; die Sorge um den schwerkranken Sohn hat sie und ihren Mann Sven zuweilen an die Grenzen der Belastbarkeit gebracht. Bis Juli 2015 erhält der Kleine eine Dauerchemotherapie, um jedes weitere Risiko auszuschließen.
Doch das Unglück holt die Hofers mit einer niederschmetternden Diagnose wieder ein: Der bösartige Tumor im Brustkorb hatte gestreut. Die Metastasen im Klein- und Stammhirn lagen so ungünstig, dass eine Operation unmöglich war. „Die Ärzte und Schwestern der kinderonkologischen Station haben uns behutsam beigebracht, dass Fynn nicht mehr lange leben wird. Ich erinnere mich daran, wie ich schluchzend in die Arme der Stationsschwester fiel und sie mich liebevoll im Arm hielt“, blickt Julia Hofer auf diesen schweren Tag zurück. Jetzt ist klar: Jeder Tag, jeder Augenblick mit Fynn ist kostbar. Den Sohn zum Sterben nach Hause holen? Die Eltern sind unsicher. Sie werden in ihrer Entscheidung vom Team des „Kleine Riesen Nordhessen e.V.“ gestärkt. „Es kann nichts passieren. Wir sind bei Ihnen. Wann immer Sie Hilfe brauchten, wir kommen, sei es Tag oder Nacht“, ermutigt Dr. med. Thomas Voelker, der Ärztliche Leiter des ambulanten KinderPalliativTeams Nordhessen die Eltern. Von nun an nehmen Arzt und Pflegekräfte dreimal die Woche sowie generell bei Bedarf den Weg von Kassel nach Hünfeld. „Einer vom Team hat sich immer intensiv um Fynn gekümmert; für die Geschwister haben sich die anderen beiden von den ‚Kleinen Riesen‘ Zeit genommen. Wir haben in dieser Zeit sehr offen über alles sprechen können, was uns auf der Seele lag. Man wird den Tod seines Kindes nie verstehen, aber wir wurden zumindest gut darauf vorbereitet“, erzählt Vater Sven.
Als Fynn immer weniger isst und nur noch starke Schmerzmittel seine Leiden lindern, spüren alle, dass das Ende naht. Dass sie es gemeinsam mit der ganzen Familie, im vertrauten Zuhause erleben können, erscheint den Eltern bei aller Trauer als ein großes Geschenk ob der Unwiederholbarkeit. Die Nähe zueinander und der sichere Schutz und die Geborgenheit durch die „Kleinen Riesen“ lässt Julia und Sven Hofer die schwierige Zeit durchstehen. Am Morgen des 4. September schläft Fynn im Schlafzimmer der Eltern mit seinem Lieblings-Kuscheltier auf dem Bauch friedlich ein. Ohne Angst gehen Emily und Luca zum toten Bruder, streicheln ihn und geben ihm einen Kuss. Zu vertraut ist ihnen die Situation des kleinen Fynn in seinem Bettchen. Später bemalen die Eltern gemeinsam mit Emily und Luca auf Vorschlag der „Kleinen Riesen“ im Wohnzimmer den kleinen Sarg. Auch bei der Beerdigung bekommen die trauernden Eltern Rückhalt und Unterstützung vom Palliativverein. „Wie gut, dass wir uns nie allein gefühlt haben. Ich weiß nicht, wie wir es seelisch geschafft hätten – ohne die ‚Kleinen Riesen‘.
Zur Erinnerung an ihren Sohn hat Julia Hofer eine Gedenkseite angelegt; zu finden auf Facebook unter „Sternenkind Fynn Elias“.