22.07.2024

„Wir forschen hier viel praxisorientierter!“

Als Gesundheitswissenschaftlerin verstärkt Rebekka Hocher seit dem 1. April im Forschungsprojekt TAPE das Team der Kleinen Riesen. Die 35-Jährige hat Gesundheitsförderung und Public Health an der Hochschule Fulda studiert und im Anschluss an der Universität Kassel gearbeitet. Sie hat zwei Kinder und lebt im Landkreis Kassel.

Liebe Rebekka, wir freuen uns sehr, dass du nun ein Teil unseres Teams bist. Wie hast du dich bei uns eingelebt?

Ich sitze mit Merlin (Anmerkung Redaktion: Merlin Deckers, Kinderarzt und Projektleiter) im Forschungs- und Arztbüro. Ich fühle mich sehr wohl, weil wir viele Arbeitsprozesse teilen und so gut zusammenarbeiten können. Unser Team geht aber über das Kleine-Riesen-Büro hinaus. Wir haben noch einen Kollegen an der Universität Kassel, einen Kollegen in Frankfurt und eine Studentin, mit der wir auch viel zusammenarbeiten. Das macht einfach Spaß, weil es sehr interdisziplinär ist und wir als Team sehr gut funktionieren. Ich habe auch das Gefühl, dass jeder etwas einbringen kann und wir uns alle sehr gut ergänzen.

Welche Aufgaben hast du?

Ich arbeite im Forschungsprojekt TAPE mit. Dort forschen wir zu Telehealth in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) von Erwachsenen. In diesem Projekt schauen wir uns die Versorgung von Erwachsenen genauer an. Damit schließen wir an das Pilotprojekt an, wo es um die Versorgung von Kindern ging. Ich führe konkret Gespräche mit Teams in der Erwachsenen SAPV durch. Im Anschluss werte ich diese aus, analysiere sie mit wissenschaftlichen Methoden und bereite sie auf, um eine App, die im Pilotprojekt für die Kinder- und Jugend-SAPV entwickelt worden ist, weiter zu verbessern.

Gibt es noch weitere Ziele von dem Projekt?

Unser Ziel ist es, die App weiterzuentwickeln. Dabei soll die App nach den Bedarfen von den Erwachsenen-SAPV-Teams spezifischer ausgerichtet werden. Natürlich sollen auch Lücken in der Versorgung, was Digitalisierung betrifft, aufgedeckt werden. Und wir wollen schauen, wie Telehealth, über die App hainausgehend, unterstützen kann. Dadurch können wir hoffentlich sensibilisieren, dass Digitalisierung im Gesundheitswesen wichtig ist und einen Beitrag für eine sichere Patientenversorgung leisten kann.

Die Kleinen Riesen sind bekannt für die Versorgung von schwerstkranken Kindern durch das KinderPalliativTeam. Warst du überrascht, dass wir auch forschen?

Tatsächlich wusste ich das vorher nicht. Aber ich kannte natürlich die Kleinen Riesen vorher, weil ich bereits seit einigen Jahren in der Region hier lebe. Aber zu den Forschungsaktivitäten war mir bisher nichts bekannt.

Wie bist du dann auf uns gestoßen?

Ich habe über den Kollegen von der Universität Kassel, der auch bei uns im Projekt mitarbeitet, von dem Projekt erfahren und dass auch eine wissenschaftliche Stelle ausgeschrieben ist. Darauf habe ich mich beworben. Ich dachte, das klingt spannend.

Wie unterscheiden sich die Aufgaben, die du hier machst, im Gegensatz zu dem, was du vorher an der Universität gemacht hast?

Wir forschen hier viel praxisorientierter. Das bedeutet, wir gehen ganz nah an die Bedarfe von den Pflegenden, den Ärzt*innen, der Sozialarbeiterin und auch von den Verwaltungsfachkräften in den SAPV-Teams ran. Die Herangehensweise bei den Kleinen Riesen ist allerdings schon sehr kongruent zu dem, was ich in vorherigen Projekten, vor allem in Fulda, gemacht habe. Da haben wir auch mit Pflegenden Interviews geführt und Schulungen gemacht, z.B. zum Thema Gewaltprävention.

Was möchtest du von den Kleinen Riesen zu deinen weiteren beruflichen Stationen mitnehmen?

Zusätzlich zu meiner Stelle bei den Kleinen Riesen promoviere ich nebenbei an der Universität Kassel zum Thema Barrierefreiheit von Krankenhäusern. Ich untersuche, wie barrierefrei die Krankenhäuser in Deutschland sind und mit was dies zusammenhängt. Dabei sollen auch Perspektiven aufgezeigt werden, wie Krankenhäuser zugänglicher für Personen mit verschiedenen Alltagseinschränkungen werden, z.B. stark verminderte Seh- und Hörfähigkeit, eingeschränkte Mobilität, etc. Sowohl dabei als auch bei dem Bau des Kleine Riesen Hauses erlebe ich eine Anschlussfähigkeit an meine Doktorarbeit, weil wir bei den Kleinen Riesen mit dieser Zielgruppe tagtäglich zu tun haben und viele von ihnen immer wieder auf Krankenhäuser und deren Leistungen angewiesen sind. Und dort treffen sie eben auf verschiedenste Barrieren. Perspektivisch hoffe ich, dass sich diese Erfahrungen von sozialbenachteiligten Patientengruppen weiter verbessern. Das war schon immer mein Wunsch und mein Themeninteresse und das führt sich hier jetzt fort. Auch wenn ich noch nicht weiß, wo es danach mal für mich hingehen wird, möchte ich zunächst in diesem Versorgungsbereich weiter Erfahrung sammeln.

Liebe Rebekka, vielen Dank für das Gespräch. Ich wünsche dir viel Erfolg für die Forschung im Projekt TAPE.

© 2022 Kleine Riesen Nordhessen gGmbH